Schnittstellen-Konfigurationsdateien steuern die Software-Schnittstellen der einzelnen Netzwerkschnittstellengeräte. Wenn das System bootet, verwendet es diese Dateien, um zu erfahren, welche Schnittstellen automatisch gestartet werden und wie diese zu konfigurieren sind. Diese Dateien heißen normalerweise ifcfg <Gerät>, wobei <Gerät> sich auf den Namen des Geräts bezieht, das von der Konfigurationsdatei gesteuert wird.
Zu den am meisten verwendeten Schnittstellendateien gehört auch ifcfg-eth0, mit der die erste Ethernet Netzwerk-Schnittstellen-Karte im System, auch NIC genannt, gesteuert wird. In einem System mit mehreren NICs gibt es entsprechend mehrere ifcfg eth<X> Dateien (wobei <X> eine eindeutige Nummer ist, je nach der entsprechenden Schnittstelle). Da jedes Gerät über eine eigene Konfigurationsdatei verfügt, können Sie die Funktionalität jeder einzelnen Schnittstelle steuern.
Nachfolgend eine Muster-ifcfg-eth0 für ein System mit einer festen IP-Adresse:
DEVICE=eth0 BOOTPROTO=none ONBOOT=yes NETWORK=10.0.1.0 NETMASK=255.255.255.0 IPADDR=10.0.1.27 USERCTL=no |
Die in einer Schnittstellen-Konfigurationsdatei benötigten Werte können sich auf der Grundlage von anderen Werten ändern. Die ifcfg-eth0-Datei für eine Schnittstelle mit DHCP sieht beispielsweise etwas anders aus, weil die IP-Information vom DHCP-Server zur Verfügung gestellt wird:
DEVICE=eth0 BOOTPROTO=dhcp ONBOOT=yes |
Sie werden wahrscheinlich meistens ein GUI-Dienstprogramm, wie z.B. Netzwerk-Verwaltungstool (redhat-config network), verwenden, um in den verschiedenen Schnittstellen-Konfigurationsdateien Änderungen vorzunehmen. Anleitungen zur Verwendung dieses Tools finden Sie im Red Hat Linux Handbuch benutzerdefinierter Konfiguration
Sie können die Konfigurationsdatei für eine bestimmte Netzwerkschnittstelle auch manuell bearbeiten.
Folgend ist eine Liste mit konfigurierbaren Parametern für eine Konfigurationsdatei einer Ethernet-Schnittstelle:
BOOTPROTO=<Protokoll>, wobei<Protokoll> für eine der folgenden Varianten stehen kann:
none — Es sollte kein Boot-Time-Protokoll verwendet werden.
bootp — Das BOOTP-Protokoll sollte verwendet werden.
dhcp — Das DHCP-Protocoll sollte verwendet werden.
BROADCAST=<Adresse>, wobei <Adresse> für die Broadcast-Adresse steht. Diese Anweisung wird missbilligt.
DEVICE=<Name>, wobei <Name> der der Name des physischen Geräts ist (ausgenommen dynamisch-zugewiesene PPP- Geräte, bei denen es der logische Name) ist.
DNS{1,2}=<Adresse>, wobei <Adresse> eine Name-Server-Adresse ist, die in /etc/resolv.conf gesetzt wird, wenn die Anweisung PEERDNS auf yes steht.
IPADDR=<Adresse>, wobei <Adresse> die IP-Adresse ist.
NETMASK=<Maske>, wobei <Make> der Wert der Netzmaske ist.
NETWORK=<Adresse>, wobei <Adresse> die Netzwerkadresse ist. Diese Anweisung wird nicht länger verwendet.
ONBOOT=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Dieses Gerät sollte beim Booten aktiviert werden.
no — Dieses Gerät sollte nicht beim Booten aktiviert werden.
PEERDNS=<Antwort>, wobei <Antwort> eine der folgenden ist:
yes — Ändern Sie /etc/resolv.conf, wenn die DNS-Anweisung gesetzt ist. Verwenden Sie DCHP, dann ist yes Standard.
no — ändern Sie /etc/resolv.conf nicht.
SRCADDR=<Adresse>, wobei <Adresse> die angegebene Ausgangs-IP-Adresse für ausgehende Pakete ist.
USERCTL=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Nicht-root dürfen dieses Gerät kontrollieren.
no — Nicht-root dürfen dieses Gerät nicht kontrollieren.
Wenn Sie über einen Dialup-Account mit dem Internet verbinden, brauchen Sie eine Konfigurationsdatei für diese Schnittstelle.
PPP-Schnittstellendateien haben das Format ifcfg-ppp<X> (wobei <X> eine eindeutige, einer spezifischen Schnittstelle entsprechende Nummer ist).
Die Konfigurationsdatei der PPP-Schnittstelle wird automatisch erzeugt, wenn Sie wvdial, Netzwerk-Verwaltungstool oder Kppp verwenden, um einen Dialup-Account zu erzeugen. Das Red Hat Linux Handbuch Erster Schritte enthält Anweisungen für die Verwendung dieser GUI-basierten Dialup-Verbindungstools. Sie können diese Datei aber auch manuell erstellen und bearbeiten.
Folgend ist eine typische ifcfg-ppp0-Datei:
DEVICE=ppp0 NAME=test WVDIALSECT=test MODEMPORT=/dev/modem LINESPEED=115200 PAPNAME=test USERCTL=true ONBOOT=no PERSIST=no DEFROUTE=yes PEERDNS=yes DEMAND=no IDLETIMEOUT=600 |
Serial Line Internet Protocol (SLIP) ist eine weitere Dialup-Schnittstelle, wird im allgemeinen aber seltener verwendet. Ein typischer Name für die Schnittstellen-Konfigurationsdatei der SLIP-Dateien ist z.B. ifcfg-sl0.
Folgende Optionen können in diesen Dateien verwendet werden:
DEFROUTE=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Stellt diese Schnittstelle als Standardroute ein.
no — Stellt diese Schnittstelle nicht als Standardroute ein.
DEMAND=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Mit dieser Schnittstelle kann pppd eine Verbindung starten.
no — Verbindungen mit dieser Schnittstelle müssen manuell hergestellt werden.
IDLETIMEOUT=<Wert>, wobei <Wert> die Sekunden ohne Aktivität darstellt, nach denen die Schnittstelle die Verbindung selbst unterbricht.
INITSTRING=<Zeichenkette>, wobei <Zeichenkette> die erste Zeichenfolge ist, die an das Modem übergeben wird. Diese Option wird hauptsächlich von SLIP-Schnittstellen verwendet.
LINESPEED=<Wert>, wobei <Wert> die Baudrate des Gerätes angibt. Zu den möglichen Standardwerten gehören 57600, 38400, 19200 und 9600.
MODEMPORT=<Gerät>, wobei <Gerät> der Name des Serial-Geräts ist, das die Verbindung für die Schnittstelle herstellt.
MTU=<Wert>, wobei <Wert> die Maximum Transfer Unit (MTU)-Einstellung für die Schnittstelle ist. Die MTU bezieht sich auf die größtmögliche Zahl von Daten (in Bytes), die ein Frame übertragen kann, die Header-Information nicht mitgezählt. Bei einigen Dial-up-Situationen hat die Einstellung dieses Werts auf 576 zur Folge, dass weniger Pakete ausgelassen werden (DROP) und die Durchlässigkeit für Verbindungen leicht erhöht wird.
NAME=<Name>, wobei <Name> sich auf den Oberbegriff der Konfigurationssammlung für Dialup-Verbindungen bezieht.
PAPNAME=<Name>, wobei <Name> für den Benutzernamen steht, der während der Änderung des Password Authentication Protocol (PAP) vergeben wurde und Ihnen die Verbindung zu einem Remote-System ermöglicht.
PEERDNS=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Ändern Sie diese Dateieinträge von /etc/resolv.conf in Ihrem System, um die DNS-Server zu verwenden, die vom Remote-System nach der Herstellung der Verbindung zur Verfügung gestellt werden.
no — Die /etc/resolv.conf Datei wird nicht geändert.
PERSIST=<Antwort>, wobei <Antwort> Folgendes bedeuten kann:
yes — Diese Schnittstelle sollte ständig aktiviert sein, auch wenn nach einem Abbruch das Modem deaktiviert wird.
no — Diese Schnittstelle sollte nicht ständig aktiv sein.
REMIP=<Adresse>, wobei <Adresse> die IP-Adresse des Remote-Systems ist. Wird üblicherweise nicht festgelegt.
WVDIALSECT=<Name>, wobei <Name> dieser Schnittstelle in /etc/wvdial.conf eine Anwähl-Konfiguration zuweist, die die anzuwählende Telefonnummer und andere wichtige Informationen für die Schnittstelle enthält.
Weitere übliche Schnittstellen-Konfigurationsdateien, die diese Optionen verwenden, sind die folgenden:
ifcfg-lo — Ein lokale Loopback-Schnittstelle wird oft zum Testen verwendet, wie auch in Applikationen, die eine zum System zurückweisende IP-Adresse benötigen. Jegliche Daten, die zum Loopback-Gerät gesendet werden, werden augenblicklich zur Netzwerkschicht des Host zurückgegeben.
![]() | Warnung |
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Bearbeiten Sie niemals das Loopback-Schnittstellenskript /etc/sysconfig/network-scripts/ifcfg-lo von Hand. Andernfalls kann die richtige Funktionsweise des Systems beeinträchtigt werden. |
ifcfg-irlan0 — Eine Infrarot-Schnittstelle sorgt dafür, dass Informationen zwischen Geräten wie Laptop und Drucker über einen Infrarot-Link fließen, welcher ähnlich arbeitet wie ein Ethernet-Gerät, mit dem Unterschied, dass es normalerweise über eine Peer-to-Peer-Verbindung läuft.
ifcfg-plip0 — Eine parallele Zeilenschnittstellen-Protokoll (PLIP)-Verbindung arbeitet auf ähnliche Weise, mit dem Unterschied, dass sie eine parallelen Schnittstelle verwendet.
ifcfg-tr0 — Token Ring Topologien sind nicht mehr so verbreitet auf Local Area Networks (LANs), da sie durch Ethernet verdrängt wurden.
Zwei weniger verwendete Arten von Schnittstellen-Konfigurationsdateien im /etc/sysconfig/network-scripts Verzeichnis sind Alias- und Clone Dateien.
Die Namen von Alias-Schnittstellen-Konfigurationsdateien haben Namen im Format von ifcfg-<wenn-Name>:<Alias-Wert> und erlaubt es einem Alias, auf eine Schnittstelle zu verweisen. Eine ifcfg-eth0:0-Datei kann z.B. so konfiguriert werden, dass sie DEVICE=eth0:0 und eine statische IP-Adresse 10.0.0.2 spezifieren kann und somit als Alias einer bereits konfigurierten Ethernet-Schnittstelle dienen kann, um ihre IP- Informationen über DHCP in ifcfg-eth0 zu empfangen. An dieser Stelle ist das eth0-Gerät mit einer dynamischen IP-Adresse verknüpft, kann aber jederzeit über die feste 10.0.0.2 IP-Adresse auf das System zurückgreifen.
Bei der Namensgebung einer Schnittstellen-Konfigurationsdatei sollten folgende Konventionen eingehalten werden: ifcfg-<wenn-Name>-<Clone-Name>. Während mit einer Alias-Datei auf eine bereits bestehende Schnittstellen-Konfigurationsdatei zurückgegriffen werden kann, wird eine Clone-Datei zum Festlegen zusätzlicher Optionen während der Spezifizierung einer Schnittstelle verwendet. Die standardmäßige DHCP Ethernet-Schnittstelle mit dem Namen eth0 kann deshalb wie folgt oder ähnlich aussehen:
DEVICE=eth0 ONBOOT=yes BOOTPROTO=dhcp |
Da USERCTL auf no eingestellt ist, können Benutzer wenn nichts anderes angegeben wird, diese Schnittstelle nicht starten oder beenden. Um den Benutzern dies zu ermöglichen, erstellen Sie einen Clone durch Kopieren von ifcfg-eth0 in ifcfg-eth0-user und fügen Sie folgende Zeile hinzu:
USERCTL=yes |
Wenn ein Benutzer mit dem Befehl ifup eth0-user die eth0-Schnittstelle startet, werden die Konfigurationsoptionen von ifcfg-eth0 und ifcfg-eth0-user kombiniert. Dies ist zwar nur ein sehr einfaches Beispiel, diese Methode kann über für viele verschiedene Optionen und Schnittstellen verwendet werden.
Der einfachste Weg zur Erstellung von Alias- und Clone Schnittstellen-Konfigurationsdateien ist die Verwendung des grafischen Netzwerk-Verwaltungstool. Weitere Informationen zur Verwendung dieses Tools finden Sie im Kapitel Netzwerk-Konfiguration im Red Hat Linux Handbuch benutzerdefinierter Konfiguration.
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