Rettungsmodus

Wenn etwas schief geht, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Sache wieder in Ordnung zu bringen. Voraussetzung ist jedoch, dass Sie das System gut kennen. Wir zeigen Ihnen, wie Sie in den Rettungsmodus gelangen. Sie können dann Ihr eigenes Wissen anwenden, um das System zu retten.

Was ist der Rettungsmodus?

Unter Rettungsmodus wird das vollständige Booten einer kompakten Linux-Umgebung von Diskette oder CD verstanden.

Die Angaben in diesem Abschnitt helfen Ihnen beim Beheben zahlreicher Probleme mit Ihrem System.

Wie der Name andeutet, dient der Rettungsmodus zum Beseitigen von schwerwiegenden Problemen - gewissermaßen zur "Rettung" Ihres Systems. Während des normalen Betriebs verwendet Ihr Red Hat Linux-System für sämtliche Vorgänge Dateien, die sich auf der Festplatte des Systems befinden — das heißt, zum Ausführen von Programmen, Abspeichern von Dateien etc.

Möglicherweise treten jedoch manchmal Fehler auf, die Ihnen das vollständige Booten von Linux unmöglich machen, so dass Sie nicht auf die Dateien auf Ihrer Festplatte zugreifen können. Mit dem Rettungsmodus können Sie auf die Dateien, die auf der Festplatte Ihres Systems gespeichert sind, zugreifen, und zwar selbst dann, wenn Sie Linux nicht auf dieser Festplatte ausführen können.

Normalerweise benötigen Sie den Rettungsmodus in zwei Fällen:

Im Folgenden sollen nun diese beiden Szenarien näher betrachtet werden.

Linux kann nicht gebootet werden

Häufig ist dies auf die Installation eines weiteren Betriebssystems auf der Festplatte zurückzuführen, auf der Sie auch Red Hat Linux installiert haben. Einige Betriebssysteme sind nicht für die Koexistenz mit anderen Betriebssystemen ausgelegt und überschreiben den Master Boot Record (MBR), in dem sich ursprünglich Ihr LILO Bootloader befand. Wenn LILO auf diese Weise überschrieben wurde, haben Sie Pech gehabt — es sei denn, Sie können in den Rettungsmodus wechseln.

Hardware-/Software-Probleme

Unter diese Kategorie fallen genauso viele Probleme, wie es Systeme gibt, auf denen Linux ausgeführt wird. So können unter anderem defekte Festplatten oder ein nicht korrekt eingerichteter Bootloader nach dem Kompilieren eines neuen Kernels verhindern, dass Ihr System Red Hat Linux bootet. Wenn Sie in den Rettungsmodus wechseln können, besteht die Möglichkeit, das Problem zu lösen — oder Sie können zumindest Kopien der wichtigsten Dateien anlegen.

Um Ihr System im Rettungsmodus zu booten, geben Sie die folgenden Parameter am Installations-Boot-Prompt ein:

boot: linux rescue
	  

Sie können auf zwei verschiedenen Wegen zum Boot-Prompt gelangen:

  • Durch das Booten Ihres Systems von der mit Red Hat Linux gelieferten Diskette oder CD-ROM.

  • Durch Booten über eine Netzwerk- oder PCMCIA-Bootdiskette. Dabei wird davon ausgegangen, dass Sie über eine funktionierende Netzwerkverbindung verfügen. Sie müssen außerdem den Netzwerkrechner und Übertragungstyp kennen. Informationen darüber, wie diese Informationen eingegeben werden können, finden Sie in "Installieren über das Netzwerk" in Kapitel 14.

Sobald sich Ihr System im Rettungsmodus befindet, erscheint ein Prompt auf der virtuellen Konsole (VC, Virtual Console) 2 (verwenden Sie die Tastenkombination Strg-Alt-F2, um auf VC 2 zuzugreifen):

bash#
	  

An diesem Prompt können Sie die folgenden Befehle eingeben:

anaconda          gzip        mkfs.ext2   ps
badblocks         head        mknod       python
bash              hwclock     mkraid      python1.5
cat               ifconfig    mkswap      raidstart
chatter           init        mlabel      raidstop
chmod             insmod      mmd         rcp
chroot            less        mmount      rlogin
clock             ln          mmove       rm
collage           loader      modprobe    rmmod
cp		  ls          mount       route
cpio              lsattr      mpartition  rpm
dd                lsmod       mrd         rsh
ddcprobe          mattrib     mread       sed
depmode           mbadblocks  mren        sh
df                mcd         mshowfat    sync
e2fsck            mcopy       mt          tac
fdisk             mdel        mtools      tail
fsck              mdeltree    mtype       tar
fsck.ext2         mdir        mv          touch
ftp               mdu         mzip        traceroute
genhdlist         mformat     open        umount
gnome-pty-helper  minfo       pico        uncpio
grep              mkdir       ping        uniq
gunzip            mke2fs      probe       zcat
	  

Wenn Ihr Root-Dateisystem jedoch nicht beschädigt ist, können Sie es mounten und anschließend jedes beliebige Linux-Dienstprogramm ausführen. Angenommen, Ihr Root-Dateisystem befindet sich in /dev/hda5. Dann wird diese Partition wie folgt gemountet:

mount -t ext2 /dev/hda5 /foo
	    

Dabei ist /foo ein von Ihnen erstelltes Verzeichnis.

Jetzt können Sie chroot, fsck, man und andere Dienstprogramme ausführen. In dieser Phase wird Linux im Einzelbenutzermodus ausgeführt.

Wenn Sie die Namen der Linux-Partitionen nicht kennen, können Sie versuchen, sie zu erraten. Das Mounten nicht vorhandener Partitionen verursacht keinen Schaden.

Einzelbenutzermodus direkt booten

Unter Umständen können Sie direkt in den Einzelbenutzermodus booten. Wenn Ihr System bootet, Sie sich nach dem Start aber nicht anmelden können, können Sie versuchen, nach einem Neustart am LILO-Boot-Prompt eine der folgenden Optionen anzugeben:


LILO boot: linux single
LILO boot: linux emergency
	  

Im Einzelbenutzermodus bootet Ihr Computer in Runlevel 1. Ihr lokales Dateisystem wird gemountet, das Netzwerk ist jedoch nicht aktiviert. Es wird Ihnen eine Systemwartungsshell mit nützlichen Funktionen zur Verfügung gestellt.

Im Notfallmodus wird in die minimal mögliche Umgebung gebootet. Das Root-Dateisystem wird schreibgeschützt gemountet, und ansonsten ist fast nichts eingerichtet. Der Hauptvorteil dieses Modus im Vergleich zu linux single ist, dass Ihre init-Dateien nicht geladen werden. Wenn init fehlerhaft ist oder nicht funktioniert, können Sie trotzdem Dateisysteme mounten, um Daten wiederherzustellen, die bei einer Neuinstallation verloren gehen könnten.

Ein Trick für die Praxis

Ist es Ihnen schon einmal passiert, dass Sie einen Kernel neu konfiguriert haben und - erpicht darauf, Ihr neues Werk auszuprobieren - den Rechner neu gestartet haben, ohne vorher LILO auszuführen? Und Sie verfügen über keinen Eintrag für einen älteren Kernel in lilo.conf? Dann lesen Sie weiter…

In vielen Fällen ist es möglich, Ihr Red Hat Linux/Intel System von der Red Hat Linux Bootdiskette mit gemountetem und fertig vorbereitetem Root-Dateisystem zu starten. Das geht folgendermaßen:

Geben Sie den folgenden Befehl am boot: -Prompt der Bootdiskette ein:

linux single root=/dev/hdXX initrd=
	  

(Ersetzen Sie XX in /dev/hdXX durch den Buchstaben und die Zahl, die Ihrer Root-Partition entsprechen.)

Was wird damit bewirkt? Zuerst startet der Bootprozess im Einzelbenutzermodus, wobei die Root-Partition Ihre Root-Partition ist. Die leere Angabe initrd umgeht das installationsbezogene Image auf der Bootdiskette, so dass Sie sich sofort im Einzelbenutzermodus befinden.

Hat dieser Trick auch einen Nachteil? Leider ja. Da der Kernel auf der Red Hat Linux Bootdiskette nur IDE unterstützt, funktioniert dieser Trick nicht auf Systemen mit SCSI-Controllern. In diesem Fall müssen Sie die oben erwähnte Kombination aus Bootdiskette und Rettungsdiskette verwenden.